Willkommen in St. Petri!
Seien Sie herzlich willkommen in unserer Kirche in Bad Gottleuba. Sie stehen hier auf historischem Boden. Dieses Gebäude erinnert an die ca. 1000-jährige Besiedlung unseres Ortes.
Die christliche Gemeinde von Gottleuba hat sich hier seit Jahrhunderten versammelt, um zusammen mit Nachbarn, Freunden und Gästen die Frohe Botschaft zu hören, um zu singen und zu beten und miteinander zu feiern. Das tun wir heute auch noch und freuen uns, Sie hier begrüßen zu können.
DER ALTAR – die Mitte der Kirche. Einstmals Opfertisch, heute Ort der Anbetung. Der festlich gedeckte Tisch lädt ein zum Abendmahl. Wir versammeln uns im Kreis und erinnern uns bei Brot und Wein daran, dass durch das Leben und Sterben Jesu Christi Menschen frei werden für ein Leben, in dem sie sich geliebt wissen und selbst lieben können. Der Sandsteinaltar unserer Kirche stammt aus dem Jahr 1870 [1] .
DIE KANZEL ist der Ort der Verkündigung des Evangeliums, der Frohen Botschaft. Die Predigt übersetzt biblische Verheißung in unsere Sprache, in unsere Situation, in unsere Zeit. Sie macht Mut, spendet Trost und ruft uns in die Nachfolge Jesu Christi. Die Kanzel ist bald nach 1539, dem Jahr der Reformation in Sachsen, in unsere Kirche gekommen [2].
DER TAUFSTEIN als Symbol für das Eintauchen in Gottes Liebe, wenn Kinder und Erwachsene in der Taufe zu Gott gebracht werden. Der Taufstein unserer Kirche stammt von 1890 [3]. Es existiert noch ein sehr altes Taufbecken aus dem Jahr 1514. Dieses Taufbecken befindet sich heute im Grassi-Museum Leipzig.
DIE ORGEL – die Königin aller Instrumente [5]. Ihr Spiel und der Gesang der Gemeinde und des Chores sind Verkündigung und Gotteslob. Unsere Orgel ist von der Firma Jehmlich aus Dresden gebaut worden. Sie wurde 1908 fertiggestellt. Der barocke Prospekt ist viel älter. Er stammt aus dem Jahr 1750.
UNSERE KIRCHE ist ein Ort der Stille und der Anbetung – Raum zum Hören, zum Singen und zum Feiern. Ein Ort, um einander zu begegnen. Wir möchten Ihnen begegnen. Schön, dass Sie da sind.
Vom feudalen Wehrbau zur Stadtkirche
In alter Zeit hieß der Platz, auf dem heute die Kirche und das Pfarrhaus stehen, der »Fronhof«. Er war befestigt. Hinweise darauf finden sich in alten Straßennamen wie »Wallstraße« und »Vogtei« (heute Moritz-Fischer-Berg). Archäologische Sondierungen ab 1978 bestätigen eine Wehranlage aus dem Mittelalter.
Den ältesten Bauphasen lassen sich Teile des Torhauses [A], Teile des heutigen Chorraums [C], der möglicherweise auf ein befestigtes Wohngebäude zurückgeht, und die Fundamente der Ringmauer [B] – beginnendes 13. Jh. – zuordnen. Diese Bauteile sind aus reinem Bruchsteinmauerwerk gefertigt. Offenbar wurde noch im Spätmittelalter die Ringmauer [B] erneuert und ein Wehrturm [E] errichtet – jeweils Schalenmauerwerk aus Sandstein mit regelmäßigen Lagen Granit [1].
Die Innenseite der jüngeren Ringmauer war mit Blendarkaden versehen, die wahrscheinlich einen Wehrgang trugen, der einen Zugang zum Turm hatte.
Eine Urkunde im Stadtarchiv Dresden berichtet über Gottleuba, dass Jan von Wartenberg, Herr zu Tetschen, das Städtchen 1405 an den Markgrafen Wilhelm von Meißen verpfändete.Im Egerschen Vertrag von 1459 wird Gottleuba endgültig den Herzögen von Meißen zugeschrieben. Wahrscheinlich besaß die Wehranlage schon damals keine hohe strategische Bedeutung mehr, sodass sie bald der Bürgerschaft übergeben und immer ausgedehnter für die kirchliche Nutzung umgestaltet wurde. Die Jahreszahl 1506 (MCCCCCVI) auf dem Türsturz des Turmeingangs bezeichnet eine Zäsur im Baugeschehen.
Obwohl die Funktion als Stadtkirche wesentlich wurde, hat man den Verteidigungscharakter der Anlage aus nunmehr wohl repräsentativen Gründen nicht völlig aufgegeben [3, 4].
Aus dem mutmaßlichen Wohngebäude war durch Umbauten wie dem Einbau eines Spitzbogenfensters und eines Kreuzrippengewölbes ein sakraler Raum geworden. Die Rippen dieses Kreuzgewölbes werden von vier Köpfen getragen. Sie stehen noch sehr in mittelalterlicher Tradition [2].
Beim fortdauernden Umbau wurde dieser Raum zum Chor – zum Altarraum der Kirche. Zwischen dem Chor und dem vorhandenen Turm entstand ein dreijochiges Kirchenschiff mit Parallelrippengewölbe. Deshalb steht der Turm so untypisch an der südwestlichen Ecke des Kirchenschiffes. Die Jahreszahl 1527 an einer Gewölbekonsole der Nordwand gibt Auskunft über die Zeit des Baues des Kirchenschiffes [5]. Die Steinmetze haben zahlreiche ihrer Zeichen an der Kirche hinterlassen [6].
Das Kreuzgewölbe des Chores ist vollständig ausgemalt [7]. Datiert wird die Freskenmalerei um die Zeit der Reformation. Es soll aber auch ältere Teile geben, die schon vor 1500 entstanden sind.
Fresken im Chorraum
Ab dem Jahr 1869 wurde der Innenraum der Kirche umfassend neu gestaltet. Bei diesen Arbeiten entdeckte man die alten Malereien im Altarraum wieder, die inzwischen
vollständig übermalt bzw. überputzt gewesen waren.
Die Fresken wurden der Schule des Lukas Cranach zugeordnet und sind etwa 1527 entstanden, als auch das Kirchenschiff gebaut wurde. 1903 legte dann der Kunstmaler Paul Perks die Bemalung frei und malte die verblichenen Figuren neu.
Die Gewölbefelder zeigen christliche Symbole und Figuren [1].
Oberhalb der Figuren im Kreuzgewölbe sind vier Symbole zu sehen, die die vier Evangelisten versinnbildlichen.
Petrus
Der Fischer Simon kam gemeinsam mit seinem Bruder Andreas zum Kreis der Jünger Jesu. Dort erhielt er den Namen »Fels« – Petrus. In der Überlieferung des neuen Testaments nimmt Petrus eine herausgehobene Stelleung ein. Viele Erzählungen nennen ihn.
Zusammen mit Jakobus, dem Bruder Jesu, leitete er nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung die Gemeinde in Jerusalem. Seine herausragende Bedeutung innerhalb der katholischen Kirche erhielt er durch die Lehre von der apostolischen Nachfolge, der zufolge alle Päpste direkte Nachfolger des Petrus sind. Petrus wird oft mit den Attributen »Schlüssel« oder »Hahn« dargestellt.
Matthäus,
der ehemals Zolleinnehmer war, gilt als Verfasser des Matthäusevangeliums. Er hat als Attribut das Bild eines Menschen, denn er »schildert in seinem Evangelium das menschliche Leben Jesu«.
Oft wird das Bild auch als Engel gedeutet, der Matthäus beim Schreiben seines Evangeliums inspiriert haben soll.
Markus
gilt als Schüler des Petrus und Begleiter des Paulus auf dessen Missionsreisen. Das Markusevangelium ist das älteste der Evangelien.
Das Attribut des Markus ist der geflügelte Löwe, was damit begründet wird, dass er sein Buch mit der »Stimme des Rufers in der Wüste« beginnt.
Paulus
Sein Drängen brachte die junge Kirche dazu, die geistige und räumliche Grenze des Ursprungslandes des christlichen Glaubens (Israel) zu sprengen und die Mission unter nichtjüdischen Menschen voranzutreiben. Er bereiste ganz Kleinasien und Griechenland und gründete dort Gemeinden. Schließlich wurde er als Gefangener nach Rom gebracht. Vermutlich wurde er dort im Jahr 64 hingerichtet. Paulus wird meist mit den Attributen »Schwert« oder »Buch« dargestellt. Das neue Testament enthält 13 Briefe, die Paulus als Absender nennen, von denen aber nur 7 von Paulus selbst stammen. Diese Briefe sind die wichtigsten Quellen für unser Wissen über die junge Christenheit.
Lukas
Das Lukasevangelium enstand zusammen mit der Apostelgeschichte zwischen 75 und 80 n. Chr. Lukas dachte dabei offenbar an die Unterweiseung von Nichtchristen. Er war bestrebt, Person und Wesen Jesu in einen zeit- und weltgeschichtlichen Rahmen zu stellen. Sein Attribut ist der (Opfer)-Stier, weil Lukas am »innigsten auf den Opfertod Christi hinweist«.
Johannes
Die Überlieferung setzt den Lieblingsjünger Jesu mit dem Evangelisten Johannes gleich. Der theologischen Forschung hält dies jedoch nicht stand. Als Attribut erhielt der Johannes wegen seiner »hohen Theologie« einen Adler.
Jakobus
trägt als Attribut eine Tuchwalkerkeule (Hinweis auf seine Hinrichtung); somit wäre diese Gestalt Jakobus der Jüngere. Über ihn enthält das Neue Testament (außer Markus 3, 18) keine weiteren Informationen. Die katholische Tradition setzt ihn mit dem Bruder Jesu gleich, der neben Petrus und Johannes Leiter der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem war (Galater 2, 9). Er gehörte zu der Gruppe, die gegen Paulus ein Fortgelten der jüdischen Tradition im Christentum forderten.
Wachstum und Wandel
Der Kirchenraum lebt mit seiner Gemeinde. Er hat eine wechselhafte Geschichte. Bauteile kamen nach und nach hinzu. Manche Einbauten mussten später wieder weichen, wurden den Bedürfnissen der Gemeinde und dem Zeitgeschmack angepasst.1539 wurde die Reformation in Sachsen durchgesetzt, so auch in Gottleuba. In dieser Zeit ist die Kanzel eingebaut worden. Auch das Nordportal mit Elementen der Spätgotik und der Renaissance stammt aus dieser Zeit [3]. 1794 wurde der alte Wehrturm zum Kirchturm mit barocker Turmhaube aufgebaut. 1875 erhielt der Turm eine Uhr.
Die Grabplatten an der hinteren Wand des Kirchenschiffes sind vermutlich um 1884 vom alten Kirchhof in die Kirche gekommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde der neue Friedhof an der Hellendorfer Straße eingeweiht.
Die Glocken der Kirche haben eine wechselvolle Geschichte. Erstmals sind 2 Glocken 1435 erwähnt worden. Kriegführende Regierungen haben Kirchen immer wieder ihrer Glocken beraubt. Die 1876 in der Gottleubaer Kirche erneuerten Glocken wurden 1917 zur Waffenproduktion eingezogen. Das gleiche Schicksal erlitten zwei der drei 1922 neu beschafften Glocken im Jahr 1941. Die Kirche hat heute ein Geläut mit drei Glocken aus Eisenhartguss, die 1964 hergestellt und 1965 in Betrieb genommen wurden. Die kleine Glocke trägt die Aufschrift: »1964 WIEDERGEBOREN «. Auf der mittleren Glocke steht: »DURCH GOTTES GNADE« und auf der großen: »ZU LOBEN IN EWIGKEIT« [1].
Die Petri-Kirche Gottleuba hat zwei wunderschöne Kronleuchter. Der Kronleuchter im Altarraum ist mit einer auf einem Adler reitenden Figur geziert. Der wahrscheinlich jüngere Kronleuchter im Kirchenschiff trägt die Aufschrift F. F. TOPF I XII 1893 [4].
Der Altarraum hatte einst Patronatslogen, die noch bis 1936 existierten. Über dem Eingang zu einer dieser Logen steht heute noch die Jahreszahl 1590 [2], wahrscheinlich das Entstehungsjahr der Patronatslogen. Die zwei siebenarmigen Leuchter symbolisieren den Ursprung des christlichen Glaubens in der Geschichte des Volkes Israel, von der im Alten Testament die Rede ist. Der eine ist ein Geschenk der Kirchgemeinde zur vollendeten Kirchenrenovierung 1903 [4]. Der andere erinnert an sieben Gottleubaer Handwerksmeister, die an diesen Arbeiten beteiligt waren.